Der Unternehmer - der stille Held der Neuzeit
Im Rahmen eines Artikels für die aktuelle Ausgabe der Jungen Freiheit stellt der Nationalökonom und Sozialphilosoph Roland Baader, der wohl bekannteste populärwissenschaftliche Freiheitsdenker im deutschsprachigen Raum, ein gekürztes Kapitel seines neuen Buches "Das Kapital am Pranger - Ein Kompaß durch den politischen Begriffsnebel" vor.
Das Kapitel trägt den Titel "Kapitäne der Marktwirtschaft" und beleuchtet einmal mehr die tragende Rolle des Unternehmers.
In den fünfzig Jahren zwischen 1850 und 1900 stieg der Lebensstandard in den Industrialisierungsländern um mehr als in den 500 vorangegangenen Jahren.
Als Hauptursache haben die Ökonomen die Tatsache ausgemacht, daß mittlere und größere Unternehmen entstanden, deren Geschäftsumfang und Tätigkeitsbereich über die bisherigen Handwerks- und Kleinhandelsaktivitäten hinausging. Immer mehr Unternehmerfiguren traten auf, gründeten Firmen und weiteten deren Produktions- und Handelsvolumina mit zunehmender Geschwindigkeit aus. Der Übergang schließlich vom Unternehmer als alleinigem „Herr im Haus“ zu hierarchisch gegliederten Management-Organisationen machte den Aufbau von Großunternehmen mit Massenproduktion möglich, was den Lebensstandard der breiten Bevölkerung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und im 20 Jahrhundert dramatisch steigen ließ.
Nirgendwo sonst kommt dem einzelnen Verbraucher eine vergleichbar große Machtstellung zu als am freien Markt. Der finanzielle Erfolg des Unternehmers hängt schließlich davon ab, zu welchem Ausmaß er die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden zu befriedigen vermag. Und dennoch assoziiert die "öffentliche Meinung" in völliger Verkehrung der Umstände das Unternehmertum mit Profitgier und Ausbeutung, was auch an den hohen Einkommen liegen mag:
Die meisten Bürger neiden den Unternehmern ihre manchmal sehr hohen Einkommen. Doch gilt es zu bedenken: Wenn Boß X viel Gewinn erzielt, kann das uns allen nur recht sein. Es beweist, daß er mit seinen Investitionen richtig lag und den Wohlstand aller gemehrt hat, sonst hätte ihn der Markt (die Konsumenten) nicht so reichlich belohnt. Ein solcher Unternehmer kann uns gar nicht „teuer“ genug sein, denn die Alternative zu seiner Figur ist der Minister. Und jeder Minister kommt uns wahrlich teuer. Er verschwendet ungezählte Millionen, ja Milliarden, nicht für ertragreiche Investitionen, sondern für Projekte, die seinem und seiner Partei Machterhalt dienen; er investiert nicht sein eigenes Geld oder geliehenes Geld, für das er geradestehen muß, sondern er zieht die Mittel unter Gewaltandrohung aus unseren Taschen; er kennt keine Gewinn- und Verlustrechnung und wird weder vom Markt (von den Konsumenten) noch vom Gerichtsvollzieher oder vom Konkursrichter zur Rechenschaft gezogen; und er macht letztlich nichts anderes, als den Pferden, die den Karren unseres Wohlstands nach vorne ziehen, immer schwerere Lasten aufzubürden. Jeder Minister ist unendlich viel teurer als alle Unternehmer zusammen. Je mehr Unternehmer einnehmen, desto wohlhabender werden wir alle; je mehr Minister einnehmen, desto ärmer werden wir alle.
Die schlechte Reputation des Unternehmertums kommt der Politik in ihren totalitären Bestrebungen nur zugute. So sieht auch Baader in den Selbständigen eine der letzten Bastionen, die dem staatlichen Wahn Einhalt gebieten:
Jeder Selbständige ist eine kleine Festung gegen den Herrschaftsanspruch der politischen Kaste und der Funktionäre, weshalb diese den Preis der Freiheit immer weiter in die Höhe treiben. Der Preis der Freiheit trägt den Namen Risiko. Und der Preis für das Versprechen des Staates, die Bürger vor Risiken zu schützen, buchstabiert sich als Knechtschaft.
Roland Baader: „Das Kapital am Pranger – Ein Kompaß durch den politischen Begriffsnebel“, Resch Verlag, Gräfelfing 2005, 300 Seiten, broschiert, 18 Euro.