Beim Friseur II
Es kam dann jedoch alles ganz anders. Bei meinem Eintreffen stoße ich auf zwei bekannte Gesichter; einerseits die "Chefin", andererseits das "Lehrmädchen", das nun - Aufstieg? - bereits einen richtigen Friseurs-Gürtel mit Scheren, Spangen etc. tragen darf und "Jenny" - typischer Lehrmädchenname? - genannt wird. Wie beim letzten Mal erschöpft sich Jennys Tätigkeit darin, mir Jacke und Tasche abzunehmen. Im Gegensatz zum April kam ich gestern nicht in den Genuss der Handwerkskenntnisse der Chefin. Nachdem Jenny mich entkleidet und Jacke und Tasche so weit voneinander entfernt aufgehängt hatte, dass sie mir am Ende einen Damen-Blazer andrehen wollte, bat mich ein neues Gesicht, Platz zu nehmen. Keine Sprachvergewaltigung schallt mir entgegen, bis ich begreife: ein Republiksflüchtling aus der BRD steht hinter mir. Noch ganz im Gedanken verhangen, erstmals von deutscher Hand geleitet Haare lassen zu müssen, fragt sie mich auch schon nach meinen Wünschen, die ich gegenüber meiner vorgefertigten Version doch etwas modifiziert angebe. Ich stelle mich darauf ein, die nächsten zwanzig Minuten damit beschäftigt zu sein, ihrerseits aufkommende Gesprächsthemen im Keim zu ersticken, womit ich erneut falsch lag. Gewiss blieb der übliche Smalltalk nicht aus; so bat sie mich mit Hinweis darauf, dass sie noch nicht alle Studienabkürzungen in Österreich kenne um Erläuterung, was man sich unter "jus" vorzustellen habe. "Jura" entgegne ich und mute ihr die Erklärung zu, dass die Deutschen die Mehrzahl des gleichen Nomens studieren, worauf sie gesteht, Latein vorzeitig abgewählt zu haben. Unvermeidlicherweise kommt sie auf den starken Zuzug deutscher Studenten nach Österreich zu sprechen und sieht das Problem darin: "Die studieren ja eigentlich hier in Österreich und dann werden sie zurück nach Deutschland gehen. Dann fehlen aber in Österreich viele Fachkräfte!". Ich umgehe das Problem im Stile eines Politikers und fordere eine gesamteuropäische Lösung ein. Abseits dieses typischen Geplänkels informiert mich die Deutsche allerdings über ihr genaues Vorgehen und versucht, mich miteinzubeziehen. So erwägt sie, die letzten zwei Centimeter am Hinteransatz kürzer zu schneiden, da sich das positiv auf die Übergangs-Harmonie von Deck- auf Hinterhaar auswirke. Weiters kündigt sie einen Scherenwechsel an, um dem Vorderhaar Konturen zu verleihen, die ein Ausfransen verhindern sollen. Ich bedenke jede ihrer Aktionen mit einem "Klingt gut, ja, durchaus". Schlussendlich will sie wissen, ob sie die Haare vor dem Föhnen "überfüllen" solle. Begeistert von der Terminologie sage ich natürlich zu. Unter "überfüllen" versteht man im Jargon den Einsatz eines sogenannten "Schaumfestigers", der dem Haar zusätzlichen Halt verleihen soll. Auch ein wenig Haarwachs gestehe ich meinem Haupt zu, wobei sie mich darauf hinweist, dass man stets nur eine kleine Portion davon nehmen und in den Handinnenflächen verreiben soll. "Sonst wirkt es so..." - auf der Suche nach dem richtigen Wort helfe ich ihr mit einem "fettich" aus.
Wer durch diese Erzählungen verleitet sich selbst ein Bild machen möchte, der suche den Salon auf. Er befindet sich in der Lerchenfelderstraße, ziemlich weit oben ("unten" = Schmerlingplatz, "oben" = Thaliastraße). Besonderes Merkmal: hat am Montag als einziger in der Umgebung - Friseursfeiertag? - geöffnet.
7 Comments:
Ad hypothetische Urlaubsdestination: LOL.
Und wenn du mal einen neuen Friseur versuchen willst: Headquarters in der Schleifmühlgasse.
Art-Direktorin, Trainercrew - das klingt in der Tat interessant. Werde mich einmal vormerken lassen. Für April oder so.
Ich empfehle für den Standardhaarschnitt diese Friseurkette, die anscheinend zu C&A gehört oder gemeinsam mit C&A Lokale mietet. Man wird wie Ware am Fließband behandelt und berappt letztenendes gerade einmal € 12,50 für einen Trockenhaarschnitt.
Davon habe ich noch nichts gehört. Die Friseurläden befinden sich mitten im C&A? - Das Konzept ist mir allerdings von der Drogeriemarktkette "dm" bekannt. 12,50 klingt natürlich verlockend. Mir hat man vorgestern 23,50 verrechnet (der Schaumfestiger hat es wohl ausgemacht).
Ja, sie befinden sich in vielen C&A-Filialen. Ich glaube, der C&A an der Mariahilferstraße kann beherbergt auch einen Friseur. € 11 sind doch beim Haarschnitt eine beachtliches Ersparnis.
Man verzeihe im nachhinein mein etwas seltsam anmutendes Deutsch im vorigen Kommentar. War wohl nicht ganz bei mir.
Bush is forever saying that democracies do not invade other countries and start wars. Well, he did just that. He invaded Iraq, started a war, and killed people. What do you think? Why has bush turned our country from a country of hope and prosperity to a country of belligerence and fear.
If ever there was ever a time in our nation's history that called for a change, this is it!
The more people that the government puts in jails, the safer we are told to think we are. The real terrorists are wherever they are, but they aren't living in a country with bars on the windows. We are.
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