Donnerstag, Dezember 15, 2005

Weihnachten - worum es gehen sollte

* (Fast) die ganze Welt feiert Weihnachten und gedenkt dabei der Geburt Jesu. Der Ursprung dieses Fests jedoch ist gänzlich weltlicher Natur und in der modernen Form eine amerikanische Erfindung des 19. Jahrhunderts.

In der Essenz geht das Fest auf die archaischen Sonnwendfeiern zurück, die Menschen schon immer begangen haben, als die Tage wieder länger wurden. Die Römer kannten die Saturnalien. Die Christen hatten für diese Feiern nur Verachtung übrig. Sie waren zu jeder Jahreswende damit beschäftigt, an das Ende der Welt zu denken und verurteilten jede Form "weltlicher" Vergnügungen. Mit der Zeit kamen die Christen jedoch zu der Erkenntnis, dass gegen diese weltlichen Untriebe nicht anzukommen sei und entschieden sich, das Fest zu stehlen, wie Leonard Peikoff treffend formuliert: "If you can't stop them, join them". Im Gegensatz zu den bereits damals bekannten Tatsachen datierten sie die Geburt Jesu auf den 25. Dezember und usurpierten die weltlichen Sonnwendfeiern. Dennoch blieben religiöse Zweifel, wie der Weihnachtsfeiertag, in dessen Mittelpunkt Lebensfreude und Bejahung zum Leben steht, mit den christlichen Anspruchsdogmen der Entsagung, des Verzichts, der Selbstaufopferung und des Jenseitsdenkens zu vereinbaren sei.

Das 19. Jahrhundert sollte den Charakter des Festes dann entscheidend verändern. Die Entfaltung des menschlichen Potentials in Wissenschaft und Wirtschaft bewirkte einen nachhaltigen Modernisierungs- und Zivilisierungsschub. Durch den Prozess der Industrialisierung wurden Menschen erstmals in der Geschichte in die Lage versetzt, aus ihrem determinierten sozialen Status auszubrechen und sich selbst aus eigener Kraft nach oben zu arbeiten. Der endgültige Triumph rational-logischen Denkens über religiös-mystischen Aberglauben führte zu unglaublicher Wohlstandsvermehrung. Letzeres hatte zur Folge, dass das gegenseitige Beschenken zum zentralen Inhalt des Weihnachtsfests wurde. Als Personifizierung dessen gilt Santa Claus, der von Christen als Antichrist denunziert wurde, weil er den Charakter von Weihnachten als religiöses Fest schnell unterlief. Die Amerikaner ließen sich jedoch nicht beirren. Santa Claus steht in fundamentalem Gegensatz zur christlichen Ethik. Er verlangt nicht von den Reichen, dass sie sich ihres Reichtums schämen und durch Sühne Abhilfe leisten müssen. Er behandelt vielmehr reiche und arme Kinder gleich. Geleitet von Gerechtigkeit gibt Santa lediglich den guten Kindern und nicht den bösen - unabhängig von deren sozialen Status.

All das, was wir heute mit Weihnachten assoziieren - Weihnachtslieder, Dekorationen -, basiert auf weltlichen Bräuchen, die geleitet sind von der Freude am Leben und dem Verfolgen des Glücks - nicht von Entsagung, Selbstaufopferung und Verachtung sämtlichen weltlichen Glücksstrebens, wie die Christen es postulieren. Never accept an unearned guilt; so take the Christ out of Christmas.

* (Basierend auf dem Essay "Why Christmas Should Be More Commercial" von Leonard Peikoff.)

6 Comments:

Blogger Flaubert said...

Ich denke auch nicht, dass der (vermeintliche) religiöse Aspekt von Weihnachten eine allzu dominante Rolle spielt. Allerdings haben die meisten Menschen meiner Meinung nach eine sehr ambivalente weil unreflektierte Meinung über Weihnachten. Einerseits akzeptieren sie - in Nachvollzug des "amerikanischen Modells" (Santa Claus etc) -, dass es primär um Geschenkegeben geht. Andererseits geißeln sie die "Kommerzialisierung" von Weihnachten und implizieren damit ja, dass der Sinn dieses Fests ein anderer ist und dass dieser durch den bösen Kapitalismus "entfremdet" worden ist. Mit solchen Sprüchen kann man mich jagen. In seiner weltlichen Ausprägung mag ich Weihnachten durchaus, aber ich liebe es nicht. Besinnlich bin ich nämlich sowieso das ganze Jahr über.

Ad "Klugscheißer": Ich bin in natura nicht ganz so arg. Zumindest nicht immer. Sagen manche. ;)
Netten Blog hast du übrigens.

10:07 PM  
Blogger abstrahiert said...

Einerseits akzeptieren sie - in Nachvollzug des "amerikanischen Modells" (Santa Claus etc) -, dass es primär um Geschenkegeben geht. Andererseits geißeln sie die "Kommerzialisierung" von Weihnachten und implizieren damit ja, dass der Sinn dieses Fests ein anderer ist und dass dieser durch den bösen Kapitalismus "entfremdet" worden ist.

Vorbehaltos: Ja!

2:36 PM  
Blogger Wolfgang said...

Danke für den Beitrag. Kann ich ihn für meine Blogs -gegen Nennung der Quelle- übernehmen?

1:57 PM  
Blogger Flaubert said...

@Wolfgang: Natürlich, gerne.

3:46 PM  
Anonymous Anonym said...

Levitra is an erectile dysfunction (ED) prescription medicine. Those who are taking nitrate drugs, often used to control chest pain, should not take Levitra. Such combinations could drop blood pressure to an unsafe level. http://www.levitrabliss.com/

8:05 AM  
Anonymous Anonym said...

Da kann ich nur zustimmen..

2:02 PM  

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