Aber hier leben? - Ja, bitte
der Zeitungsverkäufer an der Straßenecke im 20., seine Produkte im gelben Kronenzeitungs-Dress bei roter Ampel den Autofahrern feilbietend, Kralshüter des archaischen Handels;
die Stammtisch-Künstlerriege im Beisl in der Neubaugasse;
die slowakische Kellnerin beim Schnitzlwirten, die statt des Apfelsaftes auch schon mal ein Viertel Rotwein versteht und serviert;
der Pizzabäcker in der U-Bahnstation Schottentor, immer den Frauen nach(g)eifernd und -schreiend (und genügend drehen sich um);
der mich stets anlächelnde Verkäufer im U-Bahn-Imbiss Heiligenstadt, der sein Haupt kürzlich kahl geschoren hat (und ich lächle immer zurück);
die Glückskekssprüche vom Take-away-Chinesen (aktuell: "Eine Begegnung lässt Ihr Herz höher schlagen");
die Pelztierdemonstranten vor Peek&Cloppenburg;
die Mariahilferstraße, durchaus auf Augenhöhe mit den großen Pariser Prachtavenuen (am schönsten: am Sonntag);
die Billa-Verkäuferin, die mir anstatt des normalen Leberkäses Käseleberkäse einpackte (Fraßfall);
der Kahlenberg, mein Hausberg;
die Bäckereikette "Der Mann", die mir keine Treuepunkte mehr gibt, weswegen meine Gesetzeskodices unverziert bleiben müssen;
der Regen, Wiener Anomalie;
die unzähligen Bankomaten außer Betrieb;
der Blick der Bankangestellten, als ich einen Erlagschein beim Schalter begleichen will;
mein Blick, als sie mich auf den Automaten verweist;
aberwitzig konstruierte Gebäude, darunter Wirtschaftsuni, Juridicum und Apollo-Kino an der Spitze;
das Ziehen der Startnummer im Magistrat, realisierend, dass MA 2412 tatsächlich existiert:
die langen Spaziergänge, nie (ver)zweifelnd, immer nur (er)hoffend
die dennoch verhofften Enttäuschungen, enttäuschten Hoffnungen (gibt es das: ein Täuschen im Hoffen?);
eine Entscheidung hinausschiebend, die nicht sein darf (oder doch sein soll, sein muss?);
die U1, U2, U3, U4, U6, 39a, 11a, 49, 42.
1 Comments:
Es ist einer der Piratenkopftuchträger bei dem Pizzastand nahe der U2. Die verkaufen auch Kebap, ja.
Kommentar veröffentlichen
<< Home