Samstag, April 30, 2005

Placebos machen süchtig

Nach Einnahme von Cevitol, AspirinC, Wick-Hustenbonbons und Tantum Verde-Pastillen spüre ich einen leichten Vitamin-C-Überschuss in mir.

Mittwoch, April 27, 2005

So nah und (doch) so fern

Das Nette an der Wettervorhersage in der Wiener Zeitung ist, dass man zwar jeden Tag eine Sechs-Tages-Prognose erhält, aber die beiden unmittelbar folgenden Tage kaum analysiert werden.
Ein Beispiel: In der Dienstagsausgabe sehe ich in kleinen Grafiken, die neben den Höchst- und Tiefsttemperaturen Wolken, Sonne oder Regen verheißen, den Wetterverlauf von Freitag bis inklusive Montag. Über Mittwoch und Donnerstag informieren mich lediglich zwei Kästen mit Allgemeinplätzen (in der Früh frisch, zu Mittag warm, am Abend kühlt es etwas ab) ohne Temperaturangaben. Die Logik dahinter: je näher der Tag, desto ferner die Wetterprognose.
Und das ist nur einer der Gründe, wieso ich diese Zeitung liebe (wenngleich auch der ausschlaggebende).

Heute

Durch Hinweis einer Kollegin (herzlichen Dank an dieser Stelle) bin ich auf die einzig maßgebende Seite der tagtäglich Tausende Wiener U-Bahn-Benutzer begleitenden "Zeitung" namens "Heute" gestoßen (deren - juristisch gesehen - bestimmungsgemäßer Verbrauch wohl das Verbrennen wäre). Es handelt sich um die Seite mit dem Wetter, dem "Liebe ist"-Cartoon, dem Horoskop, dem Garfield-Cartoon und der Traumdeutungsrubrik - eine selten geniale Mischung, bei der das eine das andere zwingend ergibt und das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile.

Dienstag, April 26, 2005

Regen.

Seit ich in Wien lebe, hat es hier vielleicht fünf Mal geregnet. Regen passt nicht zu dieser Stadt. Wind ja, Regen nein.

Mittwoch, April 20, 2005

Über Anmut und Schönheit

Nur wenig hat mir die Lektüre der klassischen deutschen Literatur gegeben. Einzig ein Text hat mich auf eine seltsame Weise beseelt und mich zu nicht unbedeutenden Erkenntnissen gedrungen: Friedrich Schillers große ästhetische Abhandlung "Über Anmut und Würde", deren Genese untrennbar verbunden mit dem Briefwechsel zwischen Schiller und Christian Gottfried Körner ist, veröffentlicht unter dem Titel "Kallias oder über die Schönheit".

Die griechische Fabel, welche zwischen Schönheit und Anmut unterscheidet, entkleidet Schiller der allegorischen Hülle und überträgt sie auf den Menschen. Während es sich bei der Schönheit, die er architektonische Schönheit nennt, um eine naturgesetzlich bedingte, vom Verdienst der Person unabhängige Eigenschaft handelt, liegt Anmut als Schönheit der Bewegung im Verdienst des Menschen. Die architektonische Schönheit zeigt sich unter anderem in vorteilshaften Proportionen, einem geoemetrischen Körperbau und zarter Haut. Sie hat sich im Sinne eines objektivierten Schönheitsideals als einziges Kriterium weithin durchgesetzt. Die Anmut hingegen geriet in Vergessenheit und wird von der neueren Ästhetik nur noch als Art der "niederen Schönheit" bezeichnet. Schiller sieht Anmut in demjenigen, was bei den beabsichtigten Bewegungen der Menschen unabsichtlich passiert. Sie entsteht in seiner Konzeption nur dort, wo es der Mensch im Besitz der Freiheit zu einer höheren sittlichen Fertigkeit gebracht hat, wo Pflicht und Neigung in ihm zusammenstimmen und dieses innere Verhältnis, das nur der schönen Seele zugänglich ist, in Erscheinung tritt.

"Anmut ist die Schönheit der Gestalt unter dem Einfluss der Freiheit; die Schönheit derjenigen Entscheidungen, die die Person bestimmt. Die architektonische Schönheit macht dem Urheber der Natur, Anmut und Grazie machen ihrem Besitzer Ehre. Jene ist ein Talent, diese ein persönliches Verdienst."

Nur noch selten stößt man auf Anmut, wiewohl sie der Anlage nach bestünde. Ausgetrieben wird sie meist, versteckt, übertüncht und verkümmert mit der Zeit. Hauptsache, das Make-up sitzt perfekt. Wer jedoch auch nur ein einziges Mal auf Anmut trifft, wer das Einzigartige spürt, wird sich nicht mehr mit weniger begnügen können.

Dienstag, April 19, 2005

Du. Dich. Dir.

Vergeblich sucht er nach einem Lebenszeichen.
Keine zerwühlte Zeitung am Esstisch.
Das Schuhregal leer, die Kleiderschränke ausgeräumt.
Nichts hat sie zurückgelassen.
Als wollte sie jeden einzelnen hier verbrachten Tag auslöschen.
Sein Blick fällt auf eine kleine Notiz an der Kühlschranktür.
Wir haben uns einander entfremdet, liest er in schwarzen Lettern auf gelbem Grund.
Wer hat sich wem entfremdet – du dich mir,
ich mich dir?

Er betritt das Schlafzimmer. Auch dieses geräumt,
entseelt. Das Bett tadellos gemacht,
doch der Kopfpolster riecht immer noch nach ihren Haaren.

Oder du dich dir?

Donnerstag, April 07, 2005

Die Reform-Reform

Eine Reform der Reform soll nun die Neue Rechtschreibung "retten". Die Frage, wieso es einer bestimmten vom Staat als richtig festgelegten Rechtschreibung bedarf, bleibt. Zur Zeit eines Goethe konnten sich die Menschen auch ohne staatliche Rechtschreibung verständlich machen. Die Rechtschreibung als staatliche Kernkompetenz? - Wieder einmal macht sich Leviathan lächerlich.

Montag, April 04, 2005

Die orange Happy-Peppi-Truppe

Der heutige Tag setzt wohl neue Maßstäbe für das Komödiantenstadl namens österreichische Innenpolitik.
Wer übrigens wissen will, von wem sich die Orangenen ihren Parteinamen abgekupfert haben (nein, ich meine nicht die BienenZüchterÖsterreichs), klicke hier.

Samstag, April 02, 2005

Say yes to another excess

ICE-Presso

Die ultimative Alternative zum ewigen RedBull. ;)

Freitag, April 01, 2005

Leider kein Aprilscherz

Mit heutigem Tag wird das neue Gleichbehandlungsgesetz wirksam. Von der grundsätzlichen Problematik und Unzulässigkeit staatlicher "Anti-Diskriminierungsnormen" in privatrechtlichen Verhältnissen war schon einmal in diesem Blog die Rede.

Wer sich nun vergeblich um einen Posten bemüht, kann von seinem Nicht-Arbeitgeber Schadenersatz verlangen, wenn er das Vorliegen eines im Gleichbehandlungsgesetz angeführten Grundes glaubhaft machen kann. Professor Heinz Krejci spricht äußerst treffend davon, dass die privatrechtliche Abschlussfreiheit auf "systemfremde und nicht erforderliche Weise (...) übergangen wird" (Wiener Zeitung 010405, S.3).

"Wenn es nicht notwendig ist, ein Gesetz zu machen, dann ist es notwendig, kein Gesetz zu machen."
(Charles de Montesquieu)